Mittwoch, 26 Juni 2019 09:25

Ein Erfahrungsbericht aus der Erziehung

Ursulinen vom Herzen Jesu im Todeskampf in München. Ein Erfahrungsbericht aus der Erziehung.

Seit 1980 leben und arbeiten die Ursulinen vom Herzen Jesu im Todeskampf bei IN VIA München e.V., dem katholischen Verband für Mädchen-und Frauensozialarbeit. Wie kam es dazu?

Eine kurze Vorgeschichte

Der damalige IN VIA Vorstand suchte für die Leitung in ihren Jugendwohnheimen eine Ordensgemeinschaft. Wichtig war es dem katholischen Verband, den jungen Frauen, die aufgrund ihrer Ausbildung weg vom eigenen Zuhause sind, eine Heimat  anzubieten, in dem immer jemand auf sie wartet, für sie da ist, sie begleitet, mit ihnen den Alltag teilt und die Feste feiert, in welchen die christlichen Werte vorgelebt und weitervermittelt werden. Nach dem Kennenlernen der Kongregation der Ursulinen vom Herzen Jesu beschloss der IN VIA Vorstand die Gemeinschaft der Schwestern für die Erfüllung dieser Aufgaben einzuladen. Die offizielle Einladung wurde vom damaligen Münchner Kardinal Josef Ratzinger ausgestellt und kurz darauf sind die ersten Ursulinen, mit dem Segen des neugewählten Papstes Johannes Paul II., nach München gekommen. Die Schwestern übernahmen im Laufe der Jahre die Leitung der drei IN VIA Jugendwohnheime. Derzeit leben wir zu viert in einer Gemeinschaft und arbeiten in zwei IN VIA Jugendwohnheimen.

Was verbindet die Ursulinenschwestern und der IN VIA Verband?

Die Gemeinschaft der Ursulinen vom Herzen Jesu, auch graue Ursulinen genannt, ist einer der zahlreichen Zweige der ursulinischen Ordensfamilie, die im Jahr 1535 von der hl. Angela Merici ins Leben gerufen wurde. Sie wurde 1920 von der hl. Ursula Ledóchowska gegründet. Gegenwärtig zählt die Gemeinschaft ca. 800 Schwestern in fast 100 Häusern, in 14 Ländern, auf 5 Kontinenten.

Die besondere Mission der Gemeinschaft in der Kirche ist das Verkünden von Christus, der Liebe seines Herzens – durch die Erziehung von Kindern und Jugendlichen, den Dienst für die bedürftigsten und am meisten vernachlässigsten Brüder und Schwestern, sowie andere Tätigkeiten, die der Evangelisierung der Welt dienen.

Die Ursulinen vom Herzen Jesu sind besonders berufen, dem Herzen Jesu ähnlich zu werden, auf sein Herz zu hören und für die Nächsten ein großes Herz zu haben. Damals wie heute sagt uns unsere Ordensgründerin, die Hl. Ursula Ledóchowska: „Die Menschen zu Jesus hinzuführen, damit sie die grenzenlose Güte seines Herzens erfahren - das ist unser Ideal, dem wir uns mit ganzer Hingabe widmen sollen. Ihr sollt Apostelinnen sein, durch das Lächeln auf eurem Gesicht, durch die Freundlichkeit, durch die Hilfsbereitschaft und die Güte gegenüber jedem Menschen“.

Im Erziehungssystem der Ursulinen steht der junge Mensch, seine Einmaligkeit und seine Entwicklung im Mittelpunkt. Unsere pädagogischen Methoden basieren vor allem auf Akzeptanz, Vertrauen, Respekt, Wohlwollen, Verständnis, Hilfsbereitschaft und Güte jedem gegenüber.

„Die Güte ist eine gewaltige, apostolische und erzieherische Kraft“ – schrieb unsere Ordensgründerin zu den Pädagoginnen.

„Die Güte verwandelt die Herzen der Menschen, macht gut diejenigen, mit denen wir Umgang haben. Die Güte soll aus Liebe hervorgehen, die in uns ein Spiegel der Liebe Gottes ist“.


IN VIA München e. V. wurde im Jahr 1895 als „Marianischer Mädchenschutzverein" gegründet. Der Verein hatte das Ziel, allein reisende Mädchen, die damals in großer Zahl vom Land in die Stadt kamen, vor Ausbeutung und Menschenhandel zu schützen. Heute ist der Verein ein Fachverband im Caritasverband der Erzdiözese München und Freising und in den Arbeitsfeldern Bahnhofsmission, Jugendwohnen und Migration tätig. Das grundlegende Anliegen des IN VIA Verbandes ist, die Mädchen und Frauen auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu begleiten und sie durch Hilfe zur Selbsthilfe zu unterstützen.

IN VIA München e. V. bietet Mädchen und jungen Frauen zwischen 16 und 27 Jahren insgesamt rund 250 Wohnheimplätze in drei Jugendwohnheimen an.

Die Jugendwohnheime sind ausgerichtet auf Auszubildende, Berufsschülerinnen im Blockunterricht, Fachschülerinnen und Berufspraktikantinnen. In den Sommerferien nehmen wir viele deutschlernende junge Frauen aus der ganzen Welt, bei uns auf. Neben Unterkunft und Verpflegung erhalten die Bewohnerinnen pädagogische Begleitung, das heißt: Berufs- und Lebenshilfe, Freizeit- und Bildungsangebote sowie persönliche Beratung, die sowohl durch uns Schwestern, als auch durch die pädagogischen Mitarbeiterinnen angeboten werden. Die pädagogische Arbeit findet durch freizeitpädagogische Angebote, Maßnahmen zur Stärkung der Gruppengemeinschaft und des Zusammenlebens im Haus, sowie religionspädagogische Angebote, durch Planung und Durchführung von Festen statt. Neben dem Vermitteln und Vorleben christlicher Werte setzen wir unser Schwerpunkt auf das Erleben des Glaubens durch spirituelle Angebote.

Die beiden IN VIA Jugendwohnheime: Maria Theresia in der Pestalozzistraße und das Marienheim in der Schellingstraße verfügen jeweils über eine Kapelle, die für die Bewohnerinnen jeder Zeit zugänglich sind. Zur Einstimmung auf kirchliche Zeiten und Feste, wie Advent, Weihnachten, Ostern, Sommerfeste, Geburtstage oder Schulabschlüsse, werden gemeinschaftliche Gottesdienste angeboten. Das pädagogische Personal begleitet und bestärkt die Bewohnerinnen bei der Überwindung individueller Beeinträchtigungen, bei der positiven Gestaltung ihres Lebens und der Übernahme von Verantwortung für sich selbst und die Gemeinschaft.


IN VIA Wohnheime spielen hier für die jungen Frauen als Wohn- und Lebensorte eine sehr wichtige Rolle. Eine ehemalige Bewohnerin schreibt:

„Wenn ich heute an die Zeit im IN VIA Wohnheim zurückdenke, fällt mir zuallererst die herzliche und liebevolle Art der Schwestern ein, mit der sie die Bewohnerinnen bei der Bewältigung des Alltags unterstützt haben. Für die Zukunft wünsche ich den IN VIA Wohnheimen, dass sie noch vielen jungen Menschen Raum zur Entfaltung bieten können und weiterhin ein Vorbild für Jugendarbeit mit viel Herz bleiben.“

Sowohl wir Ursulinen vom Herzen Jesu, als auch IN VIA München sind gemeinsam mit den jungen Frauen „unterwegs“.

Bei IN VIA arbeiten zu dürfen ist für uns, Ursulinenschwestern aus Polen, eine äußerst interessante Aufgabe und gleichzeitig eine Bereicherung, unseren Lebensweg als Ordensfrauen, gemeinsam mit den jungen Frauen mit Begeisterung gehen zu dürfen. Mit dem ganzen Herzen „ auf dem Weg sein“ (in via) und für die Menschen ein Herz zu haben, ist unser Auftrag, der uns verbindet und uns immer aufs Neue motiviert. Weil wir tagtäglich „in via“ sind, fühlen wir uns bei IN VIA München stark verwurzelt.

Genauso München, diese schöne „Stadt mit Herz“, ist für jede von uns, die zweite Heimat geworden.

„Da bin i dahoam“! „Hier sind wir daheim!“

Ursulinenschwestern aus München


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