In St. Petersburg
Im Juli 1907 verlässt Mutter Ursula mit ein paar weiteren Schwestern Krakau, um auf Einladung von Pfarrer Konstanty Budkiewicz, Probst der Pfarrei der Hl. Katharina in Petersburg, die Leitung des Internats für die Schülerinnen des polnischen Gymnasiums, das von der Pfarrei geführt wird, zu übernehmen. Sie beginnt einen Weg ins Unbekannte…
Die Schwestern leben konspirativ, denn im Russischen Imperium sind katholische Orden verboten. Sie leiten das Internat. Mutter Ursula findet schnell den Weg zu den Herzen der Schülerinnen. Sie lernt Russisch und legt das Staatsexamen ab, um im Gymnasium Französisch unterrichten zu können. Gleichzeitig bemüht sie sich im engere Kontakte mit dem katholischen Milieu vor Ort. Sie denkt über Formen apostolischer Arbeit für und mit Russen nach. Die ursulinische Gemeinschaft in Petersburg wächst. Im Jahr 1908 wird die kleine Filiale des Krakauer Klosters ein autonomes Ordenshaus mit Noviziat und Mutter Ursula als Oberin.
Das Haus am Finnischen Meerbusen
In Karelien, das damals zu Russland gehörte, entsteht 1910 eine Mädchenschule mit Internat, die von Mutter Ursula nach ursulinischem Vorbild organisiert wird. Sie ist das erste eigene Werk der Petersburger Ursulinengemeinschaft. Das Haus, das Merentähti (auf Finnisch: Meeresstern) genannt wird, liegt fast direkt am Strand, in einem schönen Waldstück, gibt die Möglichkeit zur ruhigem Unterricht und zu Erholung. Ein Teil der Schwestern – unter ihnen auch Mutter Ursula – arbeitet weiter in Petersburg. Auch hier, in Merentähti, angespornt von der Liebe zu Christus, knüpft sie schnell Kontakte mit der einheimischen protestantischen Bevölkerung. Die katholische Kapelle des Hauses wird auch für die Finnen zum Ort des Gebetes – in ihrer eigenen Sprache.
1914 bricht der Erste Weltkrieg aus. Mutter Ursula muss als österreichische Staatsbürgerin Russland verlassen. Sie geht nach Stockholm, um möglichst nah bei der Gemeinschaft zu sein.